Trauerrede
Liebe Trauergäste.
Wir haben uns heute zusammengefunden um Abschied zu nehmen. Abschied von einer alten Dame. Keine Sektion
des Clubs wurde so alt wie die Sektion Sportschießen. Geboren 1978 beim Umtrunk und ins Leben geholt von den
Kollegen Dalsasso, Nigl und Steiner.
Sie wuchs sehr schnell heran und wurde immer größer. Als Mrkwicka Heini 1982 die Vormundschaft übernahm, hatte
sie schon an die 15 Kinder. Heinis Ehrgeiz wollte eine straffe Erziehung und versuchte auch ihr Internationales Flair
zu verleihen. Wir nahmen an den Betriebsportspielen in Dänemark und in Wien teil und wir hielten auch
Vergleichskämpfe mit der BAZ, ELIN, ALCATEL, etc. ab. Teils mit guten Erfolgen. Auch Übungsschießen beim
Bundesheer wurden abgehalten.
Heini schuf sogar eine eigene Unterkunft für die Luftgewehrschützen im Keller der Radio Austria und die Jux- und
Krampusschießen dort waren legendär.
Aber die Kinder wollten sich nicht so gern den strengen Regeln des harten Trainings unterwerfen und bald warf Heini
das Handtuch. Die Sektion war in der Zwischenzeit sehr groß geworden und die Kinderschar vermehrte sich rapide.
Als ich 1986 die Vormundschaft der Sektion übernahm, gab es schon ca. 20 leibliche Radaus-Kinder und fast
nochmals so viele Gastkinder.
Da auch ich kein totaler Trainingsehrgeizler bin, wurden weniger strenge Erziehungsmaßnahmen angelegt und die
Geselligkeit rückte mehr in den Vordergrund. Weihnachtsfeiern wurden veranstaltet und die Kinder brachten viele
Geschenke mit, die in diesen Rahmen mit viel Humor versteigert wurden um Geld für Ausflüge und Feste
einzunehmen. Kleinere Gegenstände wanderten in die Tombola.
Spanferkelessen in Stixneusiedl füllten immer einen Autobus. Am Country Fest in Schwadorf bei Live-Music nahmen
an die 100 Personen teil. Vergleichskämpfe mit den Jägern in Hochneukirchen, der Triestingtaler Jägerschaft, oder
mit der Gendarmerie Leobersdorf folgten. Immer volles Haus und volle Action….
Mit der Übersiedlung der Firma in die WH verlor die Sektion nicht nur ihren LG Keller, sondern kurz darauf auch ihren
Spielplatz in Margarethen/Moos. Es musste ein neuer her und der wurde in Hirtenberg gefunden. 1990 zogen wir dort
ein. Die Frühjahrs- und Herbstbewerbe bekamen Zuwachs in Form eines Duellschießens.
Von 1993 bis 1996 übernahm Zatzka Adi die Erziehung der mittlerweile schon erwachsenen Sektion, weil ich wegen
Zeitmangels w.o. geben musste, nur um 1997 frisch motiviert und gestärkt die Zügel wieder in die Hand zu nehmen.
So wurde noch 1997 der Mitgliedsausweis eingeführt, da sich eine Verschärfung der Waffengesetze ankündigte und
die Gastkinder wurden in die Sektion integriert. Damit erhöhte sich 2001 die Zahl der leiblichen Kinder schlagartig auf
39. Das war auch zugleich die Hochblüte der Sektion.
2003 verloren wir unseren Sponsor Radio Austria, da wir der Telekom angeschlossen wurden. Schon damals drohte
der Sektion der frühe Tod. Aber in einer schnellen Aktion wurde der Club der Angestellten der Radio Austria privat von
mir übernommen und somit wurde auch das Leben der Sektion Sportschießen gerettet. Die Gastkinder bekamen
nach der privaten Übernahme auch das Stimmrecht in der Sektion.
2003 wurde auch zum Schicksal des Spielplatzes Hirtenberg, weil er monatelang umgebaut wurde und wir nicht
trainieren konnten. Der Sektion wurde fad. Sehr schlimm, wenn einer erwachsenen Frau und ihren Kindern fad wird.
Schnell musste ein neuer her und den fanden wir beim JSSK in Steinbrunn.
Die Sektion wurde herzlich willkommen geheißen und trotz einiger Abgänge von Kindern die anderswo spielen
wollten, oder keine Lust mehr hatten, verblieben 28 Unentwegte. Es wurde zusätzlich zum FJB und HBW auch der
CUP mit den Bestschützen des Jahres eingeführt, ein Jux-Schießen in KK und auch das Duellschießen war bis 2007
weiter im Programm.
Es wurden Sommerfeste am Sitz des Clubs in Moosbrunn abgehalten, Ausflüge mit dem durch die jährlichen
Versteigerungen im Rahmen der Weihnachtsfeiern eingenommenen Geld unternommen und ein Vergleichskampf mit
den Schützen in der Tschechei abgehalten. Die Ausflüge führten uns mehrmals ins Mekka der Waffenproduktion per
Bus nach Ferlach, nach Südtirol, per Schiff in die Slowakei, mit dem Auto nach Tschechien, ins Burgenland mit
Besuch des Naturparks und anschließendem Spanferkelessen, Praterbesuche, oder aber auch nur eine Wien-
Rundfahrt mit Besuch im Time-Travel bzw. Schönbrunnbesuch mit Heurigenabschluss. Es war wirklich eine schöne
Zeit, die wir im Schoß unserer Mutter, der Sektion Sportschießen verbringen durften.
Nun ist sie in die Jahre gekommen. Viele ihrer Kinder sind bereits verstorben, haben sich zurückgezogen oder sind
ebenfalls in die Jahre gekommen.
2020 kam Corona und mit ihr das Ende des Trainings und der vergnüglichen Zusammenkünfte. Das war auch das
Ende der Sektion. Durch die Überalterung ihrer Kinder und durch Unfinanzierbarkeit ihrer Existenz fiel sie ins Koma.
Eine Wiederbelebung würden ihre Kinder finanziell nicht aushalten und deshalb nehmen wir heute Abschied.
Wir werden ihrer stets gedenken und sie beim JSSK hochleben lassen. Die wenig verbleibenden Kinder werden sich
in die Obhut des JSSK begeben und den Rest ihrer sportlichen Tage dort verbringen.
In diesem Sinne möchte ich mich bei euch bedanken, ihr, die der Sektion stets die Treue gehalten habt und ihr keine
Schande durch Schussverletzungen oder dergl. zugefügt habt. Dank auch an alle, die sich immer durch ihre
herausragende Disziplin auszeichneten und Jahrzehnte aktiv waren.
Ich wünsche allen Schützen und den Angehörigen noch viele schöne Jahre, privat und beim Ausüben ihres Sports in
guter Gesundheit. Man sieht sich…..
Der ehemalige Obmann
Siegfried Wollinger